Neuzugang im Fotoarchiv der Maybach-Museumssammlung: Historische Porträtfotografie ergänzt die Sammlung
Neben Objekten und Zeitzeugnissen zur Maybach-Mobilitäts- und Technikgeschichte, befinden sich in der Museumssammlung der Wilhelm und Karl Maybach Stiftung auch umfangreiche Fotobestände. Ein Teil dieser Fotografien zeigt Aufnahmen von den legendären Maybach-Motoren und Getriebe, diversen Fahrzeugen mit Maybach-Antrieben sowie verschiedenen Ansichten der Maybach-Werkstätten, Konstruktionsabteilungen und Lehrlingswerkstätten. Ein weiterer Teil, mitunter mit sehr seltenen Aufnahmen, zeigt Werkangehörige, Arbeiter und die namenhaften Persönlichkeiten der Maybach-Motorenbau GmbH wie etwa Wilhelm und Karl Maybach. Besonders erwähnenswert sind persönliche Fotografien aus dem Privatbesitz der Familie Schmid-Maybach mit teils unveröffentlichten Aufnahmen, die wir vereinzelt bereits in vergangenen Ausstellungsprojekten, Publikationen und Blog-Beiträgen gezeigt haben. Ziel unserer Sammlungstätigkeiten in Friedrichshafen ist es allerdings auch, Zeitzeugnisse und vor allem Fotografien von wichtigen Persönlichkeiten aus dem unternehmerischen Umfeld der Maybach-Motorenbau GmbH zusammenzutragen.
Wir freuen uns daher sehr über unseren aktuellen Neuzugang im Fotoarchiv der Wilhelm und Karl-Maybach Stiftung: eine Porträtfotografie von Ferdinand Graf von Zeppelin. Es handelt sich um einen Originalabzug (Fotokarte) aus dem Jahr 1909 der wohl weltweit bekanntesten Porträtfotografie des Grafen Zeppelin, aufgenommen von Paul Mutzig im Fotoatelier Hermann Brandseph in Stuttgart. Die Fotografie wurde zu einer Ikone ihrer Zeit. Im Rahmen der Zeppelin-Euphorie nach der Katastrophe von Echterdingen (siehe Ausführungen unten) wurde das Bild als Kunstdruck, Zeichnung und auf Medaillen in großer Auflage verbreitet. Es zeigt den Grafen mit nach links gewendetem Blick, dem charakteristischen Oberlippenbart und der elegant gebundenen Fliege. Biografen des Grafen Zeppelin sind sich einig, dass diese Aufnahme das Bildnis des Luftfahrtpioniers und Unternehmers bis in die Gegenwart prägt.[1]
Personenkult und Mythos: Wie Graf Zeppelin weltweite Berühmtheit erlangte
Nachdem sich am 2. Juli 1900 über dem Bodensee das erste Zeppelin-Luftschiff, „LZ 1“, in die Lüfte erhob, entstand um die Person Graf von Zeppelin ein weltweiter Personenkult. Bis 1908 wurden drei weitere Luftschiffe entwickelt und Friedrichshafen am Bodensee avancierte zu einem Zentrum der zivilen Luftfahrtentwicklung. Am 5. August 1908 verbrannte das Luftschiff „LZ 4“ nach einer Notlandung in Echterdingen bei Stuttgart – glücklicherweise ohne Todesopfer. Das Ereignis ging als „Katastrophe von Echterdingen“ in die Geschichte der Zeppelin-Luftschifffahrt ein und führte zu großem öffentlichen Interesse an der zivilen Nutzung der Luftschiffe. In diesen Tagen verkörperte Graf von Zeppelin mit seinen kühn anmutenden Visionen das Sinnbild des modernen Luftfahrtpioniers. Um sein Lebenswerk „Zeppelin“ zu retten, spendeten Hunderttausende über sechs Millionen Reichsmark – eine damals enorme Summe. Weltweit berichteten namhafte Zeitungen und Zeitschriften über die Entwicklung der Zeppelin-Luftschifffahrt in Friedrichshafen und über die Person Graf Zeppelin. Noch im Jahr 1908 gründete Zeppelin am 8. September die Luftschiffbau Zeppelin GmbH und rief am 30. Dezember die Zeppelin-Stiftung ins Leben. Aus deren Erträgen sollte fortan die Luftfahrt und Wissenschaft in Friedrichshafen gefördert werden.
Aufgrund des hohen medialen Interesses an der Person Graf Zeppelin veranlasste die Verwaltung der neugegründeten Luftschiffbau Zeppelin GmbH bereits 1909 die Anfertigung eines Pressefotos ihres Unternehmensleiters und Aushängeschilds der Firma Zeppelin. Mit der steigenden Bekanntheit des einprägsamen Bildnisses von Graf Zeppelin und der markanten Silhouette seiner Luftschiffe wurden zahlreiche Konsumprodukte gestaltet: Postkarten, Brieföffner, Fahrradschläuche, Mundharmonikas, Zwieback, Christbaumschmuck und natürlich unzählige Varianten von Gedenktellern, Gläsern, Tassen und Bierkrügen – siehe hierzu die Bildzusammenstellung.
Zeppelin wurde zu einer weltweit bekannten Marke, und das Porträt von Graf Zeppelin war allgegenwärtig. Der Graf versuchte erfolglos gegen den Missbrauch seiner Persönlichkeitsrechte zu klagen, denn damals konnten die Namen besonders berühmter Persönlichkeiten ohne deren Zustimmung als Produktnamen beim Kaiserlichen Patentamt (Deutsches Kaiserreich, 1871 – 1918) eingetragen werden.
Wilhelm und Karl Maybach bereiten den erfolgreichen Weg der Zeppelin Luftschiffe
Wilhelm Maybach, der bereits während seiner Zeit als Ingenieur bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft mit den Motoren für Zeppelins frühe Luftschiffe zu tun hatte, wandte sich nach der Katastrophe von Echterdingen ebenfalls mit helfender Hand an den Luftfahrtpionier. Gemeinsam mit seinem Sohn Karl Maybach boten sie dem Grafen Zeppelin einen von Karl Maybach neu konstruierten Luftschiffmotor an. Es war den Ingenieuren von Zeppelin in diesem Moment klar geworden, dass ihr Luftschiff nur mit den fortschrittlichsten Motoren und Bauteilen ihrer Zeit funktionsfähig sein konnte. Bereits wenige Monate nach der Gründung der Luftschiffbau Zeppelin GmbH gründeten Graf von Zeppelin, Wilhelm Maybach und weitere Gesellschafter am 23. März 1909 in Bissingen an der Enz ein erstes Tochterunternehmen des Zeppelin-Konzerns, die Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH – die spätere Maybach-Motorenbau GmbH.
Karl Maybach wurde von Anfang an als technischer Leiter eingestellt und trug somit maßgeblich zum Erfolg des neuen Unternehmens bei. Er begann sofort mit der Konstruktion neuartiger Motoren für den Einsatz in Luftschiffen. Bereits im Dezember 1909 konnte Karl Maybach seinen ersten Sechszylinder-Luftschiffmotor mit der Typenbezeichnung „Typ AZ“ präsentieren, der den bereits existierenden Luftschiffmotoren weit überlegen war. Der AZ-Motor war leichter sowie leistungsstärker und arbeitete mit zwei von Karl Maybach entwickelten schwimmerlosen Spritzvergasern, die lageunempfindlich und brandsicher waren – ein enorm wichtiges Kriterium in der Luftschifffahrt. Zudem war der Motor so konstruiert, dass Kolben, Ventile und Zylinder während der Fahrt ausgetauscht werden konnten. Mit diesen innovativen Konstruktionsmerkmalen brachte Karl Maybach die Luftschifffahrt entscheidend voran. Das Luftschiff LZ 10 „Schwaben“, ausgestattet mit AZ-Motoren in allen drei Motorengondeln, führte innerhalb eines Jahres 224 Fahrten durch – ein Rekord. Die Entwicklungen des Jahres 1909 zeigten allen Beteiligten eindrucksvoll: Karl Maybach war seiner Aufgabe absolut gewachsen und ein würdiger Nachfolger seines legendären Vaters Wilhelm. Dennoch blieb Wilhelm Maybach Zeit seines Lebens der engste Berater von Karl und war maßgeblich am großen Erfolg der unter dem Namen Maybach neu entwickelten Luftschiffmotoren beteiligt.
Neben der Porträtaufnahme von Wilhelm und Karl Maybach sowie unserem jüngsten Neuzugang, der Fotografie von Graf Zeppelin, gibt es in der Museumssammlung der Wilhelm und Karl Maybach Stiftung noch weitere Persönlichkeiten aus der Maybach-Geschichte, zu denen Fotografien und Zeitzeugnisse vorhanden sind. Über diese werden wir in zukünftigen Blog-Beiträgen berichten. Am 8. März 1917 starb Ferdinand Graf von Zeppelin im Alter von 79 Jahren in Berlin. Für die Menschen in Friedrichshafen am Bodensee gehört Graf Zeppelin zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Stadtgeschichte. Die Geschichte des Zeppelin-Luftschiffbaus sowie weiterer Industrieunternehmen in Süddeutschland ist untrennbar mit der Geschichte des Maybach-Motorenbaus in Friedrichshafen verbunden.
Das historische Erbe der Maybach-Geschichte in Friedrichshafen wird von der Wilhelm und Karl Maybach Stiftung bewahrt. Zusammen mit dem Freundeskreis Maybach Museum e.V. wurde bereits eine umfangreiche Sammlung bedeutender Zeitzeugnisse zur Maybach-Geschichte zusammengetragen und bewahrt.
New Addition to the Maybach Museum’s Photo Archive: Historical Portrait Photography Expands the Collection
In addition to objects and historical items related to the Maybach mobility and technology history, the collection of the Wilhelm and Karl Maybach Foundation also includes an extensive archive of photographs. Part of this collection features images of the legendary Maybach engines and transmissions, various vehicles with Maybach drivetrains, and different views of the Maybach workshops, engineering departments, and apprentice workshops. Another part, including some very rare images, depicts employees, workers, and notable figures of Maybach-Motorenbau GmbH, such as Wilhelm and Karl Maybach. Particularly noteworthy are private photographs from the personal collection of the Schmid-Maybach family, including some previously unpublished images that we have showcased in past exhibition projects, publications, and blog posts. However, the aim of our collection activities in Friedrichshafen is also to gather historical testimonies, particularly photographs, of important personalities from the business environment of Maybach-Motorenbau GmbH.
We are therefore thrilled with our latest addition to the photo archive of the Wilhelm and Karl Maybach Foundation: a portrait photograph of Ferdinand Graf von Zeppelin. This is an original print (photo card) from 1909, featuring the most famous portrait of Count Zeppelin, taken by Paul Mutzig at the Hermann Brandseph photo studio in Stuttgart. The photograph became an icon of its time. Following the “Zeppelin fever after the Echterdingen disaster (see details below), the image was widely reproduced as a fine art print, drawing, and on medals. It shows the Count with his characteristic mustache, wearing a neatly tied bow tie, and looking to the left. Biographers of Count Zeppelin agree that this portrait has shaped the image of the aviation pioneer and entrepreneur up to the present day.
Portrait of Ferdinand Count von Zeppelin, 1909. Collection of the Wilhelm and Karl Maybach Foundation.
After the first Zeppelin airship, „LZ 1“, took flight over Lake Constance on July 2, 1900, a global cult of personality began to form around Count von Zeppelin. By 1908, three more airships had been developed, and Friedrichshafen on Lake Constance became a hub for the development of civil aviation. On August 5, 1908, the airship „LZ 4“ was destroyed in a fire following an emergency landing in Echterdingen near Stuttgart — fortunately without any fatalities. The event became known as the „Echterdingen Disaster“ in the history of Zeppelin airship travel and sparked great public interest in the civil use of airships. During those days, Count von Zeppelin, with his bold visionary ideas, embodied the symbol of the modern aviation pioneer. To save his life’s work, „Zeppelin,“ hundreds of thousands of people donated over six million Reichsmark — an enormous sum at the time. Renowned newspapers and magazines around the world reported on the development of Zeppelin airship travel in Friedrichshafen and on the person of Count Zeppelin. In 1908, Zeppelin founded Luftschiffbau Zeppelin GmbH on September 8 and established the Zeppelin Foundation on December 30. The foundation’s proceeds were intended to support aviation and scientific development in Friedrichshafen.
Due to the high media interest in Count Zeppelin, the management of the newly founded Luftschiffbau Zeppelin GmbH commissioned a press photograph of their company leader and the public face of the Zeppelin brand as early as 1909. With the growing popularity of the iconic image of Count Zeppelin and the distinctive silhouette of his airships, numerous consumer products were designed: postcards, letter openers, bicycle tires, harmonicas, biscuits, Christmas tree ornaments, and, of course, countless variants of commemorative plates, glasses, mugs, and beer steins – see the image compilation for examples.
Zeppelin became a globally recognized brand, and the portrait of Count Zeppelin was ubiquitous. Although the Count unsuccessfully attempted to sue for the misuse of his personal rights, at the time, the names of particularly famous individuals could be registered as product names at the Imperial Patent Office (German Empire, 1871 – 1918) without their consent.
Wilhelm and Karl Maybach Paved the Successful Path for Zeppelin Airships
Wilhelm Maybach, who had already been involved with the engines for Zeppelin’s early airships during his time as an engineer at Daimler-Motoren-Gesellschaft, also extended a helping hand to the aviation pioneer after the Echterdingen disaster. Together with his son Karl Maybach, they offered Count Zeppelin a newly designed airship engine, created by Karl Maybach himself. It had become clear to the engineers at Zeppelin that their airship could only function with the most advanced engines and components of the time. Just a few months after the founding of Luftschiffbau Zeppelin GmbH, Count Zeppelin, Wilhelm Maybach, and other partners established the first subsidiary of the Zeppelin Group on March 23, 1909, in Bissingen an der Enz: Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH – the later Maybach-Motorenbau GmbH. Karl Maybach was appointed as the technical director from the outset and played a key role in the success of the new company. He immediately began designing innovative engines for use in airships.
By December 1909, Karl Maybach had already presented his first six-cylinder airship engine, the „Type AZ,“ which was far superior to the existing airship engines. The AZ engine was lighter and more powerful. It featured two floatless carburetors, developed by Karl Maybach, which were insensitive to tilting and fireproof – a crucial requirement for airship travel. Additionally, the engine was designed so that pistons, valves, and cylinders could be replaced during operation. With these innovative design features, Karl Maybach made significant advancements in airship travel. The airship LZ 10 „Schwaben,“ equipped with AZ engines in all three engine gondolas, completed 224 flights within a year – a record. The developments of 1909 clearly demonstrated to everyone involved that Karl Maybach was more than up to the task and a worthy successor to his legendary father Wilhelm. Nevertheless, Wilhelm Maybach remained Karl’s closest advisor throughout his life and played a crucial role in the success of the newly developed Maybach airship engines.
In addition to the portrait photograph of Wilhelm and Karl Maybach and our latest acquisition, the photograph of Count Zeppelin, the museum collection of the Wilhelm and Karl Maybach Foundation also includes images and historical documents of other notable figures from the Maybach history. We will be sharing more about these in future blog posts.
On March 8, 1917, Ferdinand Count von Zeppelin passed away at the age of 79 in Berlin. For the people of Friedrichshafen on Lake Constance, Count Zeppelin is one of the most significant figures in the city’s history. The history of Zeppelin airship construction, along with other industrial companies in southern Germany, is inextricably linked to the history of Maybach engine manufacturing in Friedrichshafen. The historical legacy of Maybach’s history in Friedrichshafen is preserved by the Wilhelm and Karl Maybach Foundation. Together with the Friends of the Maybach Museum association, an extensive collection of important historical documents related to the Maybach history has already been assembled.
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